23.12.2022 - Unternehmen
Lebensmittel Zeitung 51 vom 23.12.2022 | Seite 3
Mit der Energiepreisbremse will die Bundesregierung Unternehmen ab 2023 entlasten. Energieintensive Unternehmen wie Hersteller von Toilettenpapier fürchten, davon kaum zu profitieren.
Nachgefragt: Martin Krengel, CEO des Tissueherstellers WEPA. Von Philip Brändlein.
Herr Krengel, der Bundestag hat die Energiepreisbremse verabschiedet. Ist jetzt alles in Ordnung?
Wie ein Großteil der energieintensiven Industrie werden wir vermutlich nicht davon profitieren. Die Energiepreisbremse, wie von der Expertenkommission Gas vorgeschlagen, war ein gut ausgearbeiteter Vorschlag. Vor allem unter dem Aspekt, wettbewerbsfähige Preise auf einem vertretbaren Niveau zu haben. Allerdings wird das nun insbesondere für energieintensive Unternehmen durch das EU-Beihilferecht konterkariert.
Inwiefern?
Die Idee der Expertenkommission Gas war, dass auch wir gegenüber dem Handel mehr Planungssicherheit und Preisstabilität gewähren können. So wie es jetzt aussieht, können wir diese Sicherheit nicht geben. Der Handel geht davon aus, dass wir auch die Energiepreisbremse in Anspruch nehmen können. Ohne eine Nachbesserung in Bezug auf die Beihilferegelungen, ist das auf keinen Fall gegeben. Wir werden also den hohen Marktenergiepreisen ausgesetzt bleiben.
Haben Sie Hoffnung, dass ausreichend Unterstützung bei den Unternehmen ankommt?
Leider nein. Das EU-Beihilfegesetz wurde nicht geändert, um den Vorgaben der Expertenkommission Gas zu entsprechen. Energieintensive Unternehmen profitieren, wenn ihr Ebitda-Ergebnis 2023 mindestens 40 Prozent unter 2021 liegt. Für die Papierindustrie allgemein war das Jahr 2021 sehr schlecht, unter anderem durch die coronabedingten Einschränkungen und durch bereits anziehende Energiepreise. Zu sagen, wir müssen garantiert mindestens 40 Prozent weniger Gewinne erzielen als in einem schlechten Jahr, kann nicht unser Anspruch sein. Damit entspricht die Regelung eher einer Insolvenzbremse als einer Preisbremse.
Mal konkret für Ihr Unternehmen: Wepa macht in Deutschland einen Umsatz von etwa 500 Mio. Euro. In welcher Höhe rechnen sie mit Entlastungen?
Unter den derzeitigen Bedingungen aus dem EU-Beihilferecht können lediglich Mehrkosten von bis zu 4 Mio. Euro über den gesamten Zeitraum übernommen werden. Wir haben es bei Wepa aber mit Kostensteigerungen im dreistelligen Millionenbereich zu tun.
Wo sehen Sie jetzt noch Nachbesserungsbedarf?
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass der ursprüngliche Vorschlag der Expertenkommission Gas umgesetzt wird, was ein Nachverhandeln der Beihilferegelung bedeutet. Das Ziel müssen verlässliche und wettbewerbsfähige Energiepreise sein, um die Finanzkraft der Unternehmen zu sichern.