17.05.2021 - Presse

Wie werde ich Papiertechnologe?


Gigantisch: Papiertechnologen arbeiten mit großen Rollen

Klopapier, Bücher oder Pappbecher: Ohne Papiertechnologen gäbe es nichts davon. Mit großen Maschinen bringen sie das Papier auf die Rolle. Technische Fähigkeiten sind für diesen Job daher ein Muss.


Die gigantischen Tissuemaschinen sind so groß wie ein Haus und haben mehrere Stockwerke. Auf die einen wirken sie einschüchternd, bei den anderen tritt ein Glitzern in die Augen. 

Das ist der Moment, auf den Ausbilder Eugen Skowronek wartet, wenn er Schulabgänger, die sich für die duale Ausbildung als Papiertechnologe interessieren, in die Werkshalle des WEPA-Hauptstandorts führt.
Die Unternehmensgruppe WEPA ist Marktführer in der Herstellung von Hygienepapieren aus Recyclingfasern.


Eugen Skowronek ist seit mehr als 30 Jahren am Hauptstandort in Arnsberg im Sauerland beschäftigt.
Papiermacher, wie es damals hieß, war seine zweite Ausbildung. Aus den Machern sind inzwischen Technologen geworden, passend zum hohen Technologisierungsgrad des Berufes.
Komplexe Industrieanlagen zu überwachen ist das Hauptaufgabengebiet von Papiertechnologen. Sie richten die elektronisch gesteuerten Papier- und Zellstoffmaschinen ein, kontrollieren den Produktionsablauf und prüfen die Fertigungsqualität. Sie kümmern sich um Störungen in der Anlage sowie um die Wartung.


Alles andere als eintönig
Maksim Klesna hatte vor drei Jahren das Glitzern in den Augen, als er erstmals eine Papiermaschine live erlebte.
Damals 17 Jahre alt, hatte er sich nach seinem Realschulabschluss für die duale Ausbildung als Papiertechnologe beworben. Erste Informationen besorgte er sich im Internet, schaute sich vor allem Videos an. Deshalb war er auch vorbereitet auf die imposanten Dimensionen.
Inzwischen ist der 20-Jährige kein Auszubildender mehr. Im Juli bestand er die Abschlussprüfung und wurde übernommen. Keinen Tag während seiner drei Ausbildungsjahre habe er sich gelangweilt, gibt der Papiertechnologe zu verstehen: «An jedem Tag passiert etwas anderes, es gibt keine ermüdenden Routinejobs.»


In den ersten Wochen schaute er erfahrenen Kollegen über die Schulter und übernahm dann eigene Pflichten wie das Vorbereiten von Hülsen. Diese sind der Dreh- und Angelpunkt des Papiers, wenn es auf die Rolle kommt.
Heute steht Maksim Klesna an der Maschine, die pro Tag Papier in einer Länge von fast 2000 Kilometern herstellt – das entspricht etwa der Strecke von München nach Athen.
Klesna findet es gut, dass er als Azubi von Anfang an verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen konnte:
«Natürlich war man da aufgeregt, denn die Dimensionen sind gewaltig. Eine Mutterrolle wiegt durchschnittlich 2,3 Tonnen und wickelt 50 Kilometer Papier auf.»


Handwerkliches Geschick und Teamgeist gefragt
Die Papierindustrie unterscheidet neben den Hygienepapieren drei weitere Großgruppen: Grafische Papiere, Verpackungspapiere sowie technische und Spezialpapiere. Papier ist gemäß der Norm «ein flächiger, im Wesentlichen aus Fasern meist pflanzlicher Herkunft bestehender Werkstoff, der durch Entwässerung einer Faserstoffaufschwemmung auf einem Sieb gebildet wird. Dabei entsteht ein Faserfilz, der anschließend verdichtet und getrocknet wird.»
Ausbilder Skowronek zufolge hat sich der Beruf des Papiertechnologen einerseits kaum geändert, «es geht am Ende darum, aus Rohstoffen Papier zu machen». Andererseits sei die technische und digitale Entwicklung der Maschinen mit gewaltigen Neuerungen einhergegangen.


«Heute laufen komplexe Prozesse ab und dementsprechend hoch sind die Erwartungen an die Azubis. Sie benötigen technisches Verständnis, müssen räumlich denken können, dürfen keine Scheu vor digitalen Anwendungen haben und benötigen nicht zuletzt handwerkliches Geschick, um auch schon mal ein Aggregat an einer Maschine austauschen zu können», schildert der 60-Jährige.

Zudem müssen sie teamfähig sein und Hand in Hand arbeiten können, zum Beispiel wenn es zu Reparatur- oder Wartungsstillständen kommt.
Maksim Klesna gefällt genau diese Vielfalt. Dass es an seinem Arbeitsplatz phasenweise warm und laut ist, stört ihn nicht: «Wir arbeiten ja mit Gehörschutz.» Ihm gefällt, dass er Verantwortung trägt und seine Branche eine rasante technische Entwicklung erfährt.


Gutes Geld schon in der Ausbildung
Nach den Schattenseiten gefragt, nennt Klesna die Schichtarbeit. Ab dem dritten Ausbildungsjahr müssen auch die Azubis nachts und an den Wochenenden ran. «Das war anfangs eine Umstellung, in den neuen Rhythmus zu kommen», beschreibt es der 20-Jährige. Wenn die Freunde am Wochenende feierten, stand er an den Maschinen.
«Auf der anderen Seite wächst man aber dadurch noch enger im Team zusammen.» Längst hat er sich an die Schichtarbeit gewöhnt. Zudem gibt es ein Trostpflaster: «Wir bekommen ein gutes Gehalt. Schon die Ausbildung wird höher vergütet als andere, ich weiß unseren guten Verdienst zu schätzen.» In der Tat zählt sein Job zu den besser bezahlten Ausbildungsberufen, je nach Region und Betrieb werden im ersten Ausbildungsjahr etwa 980 Euro monatlich gezahlt, im zweiten sind es 1055 Euro und im dritten Jahr 1135 Euro.


Laut Verband Deutscher Papierfabriken (VDP) haben Papiertechnologen einen zukunftsfähigen Beruf. Die Branche biete «ein interessantes und sicheres Arbeitsumfeld», sagt Sprecherin Tanja Reinhold. Dass sie zudem innovativ sei, zeigen etwa Forschungen zu flexiblen und umweltfreundlichen Verpackungen.

 

dpa, 30.11.2020.
Mit freundlicher Genehmigung des dpa-Themendienstes

 

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