Mein Interview mit Martin Krengel,
dem Vorstandsvorsitzenden der WEPA Gruppe
Juli 2022
von Tim Vormweg | Head of Group Communications
Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr ist nun bereits zur Hälfte vorüber – ein guter Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. Und mit wem ginge das besser als mit dem Vorstandsvorsitzenden der WEPA Gruppe, Martin Krengel? Ich habe ihm Fragen zu den Entwicklungen der vergangenen Monate und zur Zukunft gestellt – hier lesen Sie seine Antworten.
Martin, starten wir mit einem Rückblick auf die Corona-Zeit. Hast du so etwas schon einmal erlebt und wie sind wir deiner Meinung nach durch diese Zeit gekommen?
Eine mit der Corona-Zeit vergleichbare Situation habe ich bisher in meinem Leben noch nicht erlebt. Diese Zeit ist sehr einschneidend gewesen – sowohl gesellschaftlich als auch gesamtwirtschaftlich. Wir sind vergleichsweise gut durch diese herausfordernde Zeit gekommen, weil wir uns sehr frühzeitig auf die Corona-Bedingungen eingestellt haben – und das über Gesamteuropa. Hier waren Geschwindigkeit, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und auch die Verantwortungsübernahme der Mitarbeitenden gefragt. Es ist immer eine große Stärke des WEPA Teams gewesen, sich gegenseitig zu helfen und das Bestmögliche aus einer Situation zu machen. So wie wir auf Corona reagiert haben, haben wir auch auf andere Krisen wie etwa den unvorstellbaren Ukraine-Krieg und seine Folgen reagiert – indem das Team auf gesamteuropäischer Ebene zusammensteht, gemeinsam hilft, den Blick nach vorne richtet und Herausforderungen meistert. Genau diese Kultur und dieser Veränderungswille stimmen mich auch positiv, dass wir die Themen, die auf uns zukommen, weiter beherrschen und gleichzeitig unsere Zukunftsthemen angehen.
Du hast betont, dass der „Together“-Gedanke in den vergangenen Monaten und Jahren enorm wichtig gewesen ist. Wie hat sich das Verhältnis zu unseren Kunden und Partnern in diesem Zusammenhang verändert?
Es gab große Herausforderungen durch Corona: Gespräche konnten nicht persönlich vor Ort geführt werden, Betriebsrundgänge haben nicht stattgefunden. Das hat wehgetan und das müssen und wollen wir künftig wieder intensivieren. Es war eine große Umstellung, nicht mehr den persönlichen Kontakt zu haben. Aber die Kunden haben gesehen, wie schnell wir in den Krisenmodus geschaltet haben, um uns für sie einzusetzen und aus der Situation das Bestmögliche zu machen. Wir waren sehr transparent und offen und haben gemeinsam nach Lösungen gesucht und diese auch gefunden. Das haben unsere Kunden und Partner sehr geschätzt und das schätzen sie auch aktuell in der Krise, in der wir uns jetzt befinden. Der fürchterliche Krieg in der Ukraine hat große Auswirkungen auf die Menschen in Europa und damit auch auf unser Geschäft und unsere Kunden. Wir sind hier in einem sehr transparenten Austausch über die Entwicklungen. Es gibt ein großes Vertrauensverhältnis, und unsere Kunden wissen, dass sie mit WEPA einen verlässlichen Partner an der Seite haben. Es ist aber auch klar, dass wir diese Krise nur gemeinsam durchstehen können.
Belastung Corona, Belastung wirtschaftliche Situation, Belastung Krieg – was macht das mit einem so erfahrenen Manager wie dir? Treiben dich auch manchmal Ängste oder Sorgen um?
Ich glaube, wenn man keine Sorgen oder Ängste hätte, dann wäre man nicht in der Lage, die Themen mit Bedacht anzugehen. Sorgen und Ängste gehören zum Leben dazu. Aber wichtig ist immer, dass einen diese nicht so lähmen, dass man nicht nach vorne schaut. Wenn man die Herausforderungen der vergangenen Monate gebündelt betrachtet, ist es eine wahnsinnige Leistung des gesamten WEPA Teams, erfolgreich gegen diese von außen kommenden Krisen anzukämpfen und weiter nach vorne zu schauen. Das, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in solchen Zeiten leisten, gibt mir die Zuversicht, dass wir die Herausforderungen gemeinsam bewältigen. Ob Corona oder der Ukraine-Krieg und auch soziale Sorgen, die damit einhergehen – das treibt uns alle um. Daher ist es so wichtig, zusammenzustehen, sich gegenseitig zu unterstützen, die Sorgen zu teilen und sich Mut zu machen.
Wenn du das erste Halbjahr 2022 in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
Ich glaube, ich brauche dazu vier Worte: Herausforderung, Leid, Dank und Zuversicht. Herausforderung aufgrund der zu meisternden Krisen, Leid in Bezug auf den furchtbaren Angriffskrieg Putins in der Ukraine, Dank für die außergewöhnliche Teamarbeit zur Krisenbewältigung und Zuversicht für die Zukunft.
Wenn du in die Zukunft blickst – wo wird sich unsere Branche und unser Unternehmen hin entwickeln? Und was will der Verbraucher der Zukunft?
Der Verbraucher der Zukunft möchte hygienische und nachhaltige Lösungen, die gleichzeitig einen hohen Komfort und ein ansprechendes Design bieten. Insbesondere dem Aspekt der Nachhaltigkeit kommt hier eine große Bedeutung zu, und genau das ist ja die Ausrichtung unseres Unternehmens: Wir möchten das nachhaltigste Unternehmen unserer Branche sein. Ich bin überzeugt: Unternehmen in der Hygienepapierbranche müssen nachhaltig agieren, um langfristig bestehen zu können.
Als Vorstandsvorsitzender und Unternehmer des Familienunternehmens WEPA gehst du mit hohen Investitionen in die Technologie- und Nachhaltigkeitsführerschaft ein großes Risiko ein. Warum tust du das?
Weil wir uns über Investitionen weiterentwickeln können. Ein Beispiel: die Air-Mill-Anlage an unserem Standort Leuna. Damit schaffen wir eine noch bessere Qualität für unsere Produkte und können gleichzeitig das Thema der Nachhaltigkeit vorantreiben. Unsere Investition in eine neue Papiermaschine in Bridgend ist ein weiteres Beispiel. Dadurch stärken wir unseren Ansatz, dort zu produzieren, wo wir auch verkaufen. Es sind Investitionen in den Markt, die sich an unserem Strategieprogramm „Perform & Transform“ orientieren, um die Zukunft gestalten zu können. Daher nehme ich auch den Mut und bin mir sicher, dass wir mit unseren Investitionen genau richtig liegen – aber immer unter der Voraussetzung, dass wir das Unternehmen mit unseren Investitionen noch stabiler und widerstandsfähiger machen – in herausfordernden Zeiten und einem wettbewerbsintensiven Umfeld.
Hinter dem Mehrgenerationen-Familienunternehmen WEPA steht ja auch eine Unternehmerfamilie. Kannst du uns einen Einblick in das Wirken und den Austausch in der Unternehmerfamilie geben?
So wie wir eine Unternehmensstrategie haben, haben wir auch eine Unternehmerfamilienstrategie. Wir haben sehr frühzeitig eine Familienverfassung geschrieben und Grundwerte und Leitsätze festgehalten. Alle Gesellschafter haben sich dem Fortschritt des Unternehmens verpflichtet. Unsere Diskussionen, etwa bei den zweimal jährlich stattfindenden Unternehmer¬familientagen, sind vor allem von Zukunftsorientierung geprägt. Unsere Unternehmerfamilie zeichnet sich durch Stärke und Geschlossenheit aus, und das versuchen wir natürlich auch so ins Unternehmen zu transportieren.
Jetzt haben wir gerade oft den Begriff Familie gehört: Sommer bedeutet für viele Urlaubszeit mit Familie oder Freunden – auch für dich?Und falls ja, wohin geht es?
Ja, ich freue mich darauf, mit meiner Frau in den Urlaub fahren zu können. Wir wandern gerne und fahren gerne Rad. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit und die Erholung.
Vielen Dank, Martin, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast.